Sobald man sich dazu entscheidet, sein Leben mit Katzen zu teilen, stellt sich in der Regel schnell die Frage:

 

Wie kann ich meine Samtpfoten erziehen?

Zunächst ist es wichtig, sich klarzumachen, dass Katzen eigenwillig sind und nicht wie Hunde, die man dressieren kann. Sie sind sehr feinfühlige, dämmerungs- und nachtaktive Wesen, bei denen verschiedene, angeborene Verhaltens-weisen in gewissen Situationen reflexartig ablaufen und sich daher nicht verändern lassen. Dazu gehört zum Beispiel das „Treteln“, bei dem viele Miezen, wenn man sie streichelt, ihre Vorderpfotenkrallen rhythmisch aus- und einfahren, weil sie sich so richtig wohl fühlen und sie sollten dabei auch nicht gestört werden. Dies stammt aus ihrer Säuglingszeit, wo sie durch diese Bewegung den Milchfluss in den Zitzen ihrer Mutter anregten.

 

Aber auch das Kratzen an Gegenständen, um ihre Krallen zu schärfen und ihre Duftnachrichten zu hinterlassen ist für die Samtpfote typisch. Damit sie dies nicht an den falschen Objekten durchführt, ist es erforderlich, ihr attraktive Alternativen zur Verfügung zu stellen.

 

Dass Freigängermiezen ihrem Jagdinstinkt folgen, ihre Beute - meistens Mäuse - auch regelmäßig mit nach Hause bringen und diese ihren Menschen, tot oder noch lebendig, stolz präsentieren, ist ein weiteres katzentypisches Verhalten. Die Fellnasen dafür zu schimpfen, wäre falsch und sinnlos, denn sie würden es nicht verstehen. Sie davon abzuhalten, wird nicht gelingen. Es gibt zwar unterschiedliche Theorien zu den Beweggründen für ihre „Taten“, wirklich erforscht und bestätigt werden konnten diese bisher jedoch noch nicht. 

 

Wer sich also dazu entschließt, einen Stubentiger aufzunehmen, dem sollte bewusst sein, dass es nicht möglich ist, ihm die eine oder andere Verhaltensweise abtrainieren zu können. Vielmehr stellt sich die Frage, wie man damit umgehen soll.

 

Positive Bestärkung und strikte Konsequenz

Von Beginn an ist es wichtig, mit allen Personen, die im Haushalt leben, klar festzulegen, was die Fellnase darf oder noch toleriert wird und was nicht, denn nur so können Erfolge gesichert werden. Geduld ist hierbei der Schlüssel zum Erfolg, denn Katzenerziehung ist eine langwierige Geschichte. Inkonsequenz führt nicht nur zur Verwirrung der Tiere, sondern auch dazu, dass der Katzenhalter mit der Zeit genervt ist und sie schlimmstenfalls noch bestraft. Dabei ist dies keineswegs zielführend und zerstört das Vertrauen.

 

Erhält die Katze jedoch nach dem erwünschten Verhalten Lob, Streicheleinheiten oder bekommt ein Leckerchen, verknüpft sie die Belohnung fortan mit ihrem positiven Verhalten und begreift schnell, was besser für sie ist.

 

Das richtige „Nein!“

Da Katzen besonders gut darin sind, Dinge miteinander zu verknüpfen, sollte niemals ihr Name zusammen mit einem Tadel genannt werden. Doch genau das ist leider einer der häufigsten Fehler bei ihrer Erziehung. Denn eines darf nicht vergessen werden: Katzen sind klug!  Sie wissen, auch ohne ihren Namen zu hören, wann mit ihnen gesprochen wird. Selbst Mimik, Körpersprache und Tonfall ihrer Menschen sind im Umgang mit ihnen von großer Bedeutung.

 

Wichtig ist, bei unerwünschtem Verhalten ein festgelegtes Wort zu finden, worauf das Haustier reagieren kann. Ob „Nein!“, „Stop!“, „Lass das!“ oder etwas Anderes spielt dabei keine Rolle. Es muss nur ruhig aber bestimmt gesagt werden, niemals schreien, da es die Mieze eher verwirrt und sie es ihrem Fehl-verhalten nicht zuordnen kann.

 

Gleichzeitig oder sofort im Anschluss - ist auch Handeln angesagt. Ist der Stubentiger z. B. auf einen Tisch oder die Arbeitsplatte gesprungen, gilt es, ihn mit oder direkt nach dem strikten Warnwort hochzuheben - dabei niemals am Nackenfell packen - und an einen anderen Ort zu setzen. Es sollte der Fellnase auch nicht zu schwer gemacht werden, indem sie mit offenen Lebensmitteln dazu verführt wird, auf Oberflächen zu springen, die für sie jedoch nur als Tabuzone gelten, solange ihr Zweibeiner mit im Raum ist. Am besten wird auch vor dem Verlassen der Wohnung die Küchentür geschlossen, da es sich der tierische Mitbewohner während der Abwesenheit seiner Menschen auf den verbotenen Plätzen bequem machen würde und nicht verstehen kann, warum er sonst nicht dorthin darf.

 

Ertappt man seinen Stubentiger nicht auf frischer Tat, sondern stellt erst zu einem späteren Zeitpunkt fest, dass er etwas angestellt hat, z. B. ein Blumentopf wurde vom Fensterbrett gestoßen oder das Geschäft wurde nicht im Katzenklo verrichtet, ist es sinnlos, ihn deshalb noch zu tadeln. Er wird es mit dieser  Handlung nicht mehr in Verbindung bringen können, auch wenn man ihn an den Ort des Geschehens zurückbringt und mit seiner Untat konfrontiert.

 

Katzen von Pflanzen fernhalten

Bestimmte Verhaltensweisen wird man der Katze nur abgewöhnen können, wenn man dementsprechende Maßnahmen ergreift und auch geeignete und lohnenswerte Alternativen zur Verfügung stellt. Knabbert die Fellnase z. B. gerne an Zimmer- und Balkonpflanzen, ist das nicht nur ärgerlich sondern kann für sie auch gefährlich werden, da viele davon für sie giftig sind - Besser vorher informieren und diese nicht kaufen - Erwischt man die Samtpfote in flagranti, muss man auch in diesem Fall sofort handeln und sie, begleitet von dem strengen Warnwort, vom „Tatort“ wegbringen. Um die Katze in Zukunft von den bevorzugten Pflanzen fernzuhalten, hat es sich schon oftmals bewährt, diese und auch die Erde regelmäßig mit einer Mischung aus 1:1 Haushaltsessig (5 % Säure) und Wasser mit Hilfe einer Sprühflasche einzunebeln.

 

Nicht nur, um für die Stubentiger den Reiz, Zimmerpflanzen anzuknabbern, so gering wie möglich zu halten, sondern auch um den Bedarf an Grünfutter zu decken, sollte selbst für Miezen, die Auslauf haben, immer frisches Katzengras bereit stehen. Es ist für sie eine wichtige Nahrungsergänzung, die u. a. Folsäure liefert und somit vor Blutarmut schützt. Außerdem wird die Verdauung unter-stützt und es dient den Katzen dazu, dass sie Haare, die sie bei ihrer Fellpflege verschlucken, leichter erbrechen können. Einer Blockierung des Magenausgangs oder eines Darmverschlusses durch übermäßige Haarballenbildung (Bezoare) kann so vorgebeugt werden. Beim Kauf von Katzengras ist darauf zu achten, dass die Blätter weder zu hart noch scharfkantig sind, um Verletzungen zu vermeiden. Daher ist das klassische Zyperngras eher weniger gut geeignet.

 

 

Katzen das Kratzen an Gegenständen abgewöhnen

Wetzt die Mieze ihre Krallen an Möbeln, Tapeten oder sonstigen Objekten,  bringt man sie zu ihrem Kratzbaum oder Kratzbrett und streift ihre Pfoten über deren Oberfläche, um so ihre Duftmarkierung zu hinterlassen. Durch Kratzbewegungen daran mit den Fingern wird ihr außerdem vorgemacht, wie sie ihre eigenen Uten-silien nutzen soll. Als positive Verstärker können Katzenminze- oder Baldrian-spray eingesetzt werden, die dafür sorgen, dass die Samtpfote noch mehr Gefal-len an ihren Gegenständen, die damit besprüht werden, findet. Die Belohnung (z. B. loben, streicheln, Leckerli) für richtiges Handeln sowie die Maßnahmen nach einem „Nein“ müssen stets sofort erfolgen, da es die Tiere ansonsten nicht mehr miteinander verknüpfen können. Auf gar keinen Fall dürfen Katzen, die sich daneben benommen haben, zur Strafe gestoßen, getreten, geschüttelt, geschla-gen, verletzt oder ihnen anderweitig Schmerzen zugefügt werden. Abgesehen davon, dass man damit das Vertrauensverhältnis zerstört, handelt es sich um Tierquälerei, die strafrechtlich verfolgt wird.

 

Stubentiger kratzen z. B. oft auch aus folgenden Gründen: Einzelkatzen, die nur drinnen gehalten werden und sich vernachlässigt fühlen. Aus Unzufriedenheit, Einsamkeit oder Langeweile reagieren sie sich damit ab. Bekommen sie mehr Aufmerksamkeit, ausgiebigere Schmuseeinheiten und wird mit ihnen ausreichend gespielt und getobt, werden die Miezen auf jeden Fall ausgeglichener. In Mehrkatzenhaushalten treten erfahrungsgemäß deshalb auch weniger Probleme und Schäden in dieser Richtung auf, da sich die Tiere gemeinsam beschäftigen können. Aber auch bei unkastrierten Katern, manchmal auch Kätzinnen, ist es möglich, dass sich ihr Revierverhalten durch vermehrtes Kratzmarkieren ausdrückt. Abhilfe kann mit einer Kastration geschaffen werden. Um die Möbel zu schützen, kann an den bevorzugten Kratzstellen ein spezielles Anti-Kratz-Klebeband angebracht werden.

Beobachtet man die Fellnase genau, ist oftmals schon vor ihrer geplanten Aktion erkennbar, was sie vor hat. Durch rechtzeitigen Tadel in Verbindung mit einer be-stimmten und immer gleichen Geste, kann sie davon abgehalten werden. Lässt man Fehlverhalten inkonsequent durchgehen, tut man weder sich selbst noch der Katze einen Gefallen, weil sie das Zugeständnis verwirrt und sie es dann auch immer wieder einfordern wird. Bereits bestehende unerwünschte Angewohnheiten, die trotz Alternativangeboten oder beseitigter Ursache weiter be-stehen, wird die Samtpfote eventuell mit der Zeit aufgeben, wenn sie dabei jedes Mal eine negative Erfahrung macht. So können z. B. zusätzlich zu dem scharf ausgesprochenen Warnwort nicht zu laute aber unangenehme Klapper- oder Rasselgeräusche, zur rechten Zeit eingesetzt, das Abgewöhnen unter-stützen.

Für plötzlich oder allmählich auftretende unerwünschte Verhaltensauffälligkeiten, gibt es vielerlei situations- oder krankheitsbedingte Ursachen, denen man auf den Grund gehen muss, um diese zu beseitigen und so das Fehlverhalten wieder abstellen zu können. Auch wenn man sich manchmal provoziert fühlt, sollte man wissen, dass keine Katze ihren Besitzer mit Boshaftigkeit strafen will, sondern vielmehr auf eine Sache hinweisen möchte, die ihr zu schaffen macht. Wenn eine bisher sanfte und umgängliche Fellnase in bestimmten Situationen auf einmal mit Protest, Verweigerung oder Aggression reagiert, lässt sich das meistens auf Stress, Frust, Eifersucht, Angst oder Schmerzen zurückführen. 

 

Babykatzen erziehen

Es kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, die kleinen Kätzchen frühestens erst im Alter von 12, besser mit 14 Wochen von ihrer Katzenfamilie zu trennen, denn sie lernen durch Beobachten und Nachmachen. Dabei dient die Mutter als Vorbild in jeglicher Hinsicht und ist auch erst einmal für die Erziehung zuständig. Sowohl bei der Interaktion mit ihr und den Wurfgeschwistern als auch bei den spielerischen Kämpfen untereinander wird ihnen z. B. vermittelt, wo ihre Grenzen sind und sie zurückstecken müssen.

 

Von großer Bedeutung für die Prägung der Minipfötchen sind auch genetische Faktoren, die Umgebung, wo sie aufwachsen und die Erfahrungen, die sie mit ihren „ersten Menschen“ machen. Die sozialen Verhaltensmuster, die sie in den ersten Monaten ausbilden, werden sie auf Dauer begleiten. So können gut sozialisierte Katzen mit neuen Situationen leichter umgehen. Ihr Verhalten, sowohl zu anderen Artgenossen als auch Menschen, unterscheidet sich grundlegend von zu früh isolierten, schlecht behandelten oder vernachlässigten Tieren. Dies macht sich bei ihrer weiteren Erziehung durch ihre neue Menschenfamilie natürlich ebenfalls bemerkbar.

 

 

Grundvoraussetzungen, damit es mit der Erziehung klappt

Ist der kleine Stubentiger - oder besser zwei - eingezogen ist es besonders wichtig, als Basis für ein harmonisches Miteinander, eine vertrauensvolle Beziehung zu ihnen aufzubauen. Die Samtpfötchen müssen sich in ihrem neuen Zuhause sicher, wohl und geborgen fühlen können, damit es schon mal mit der Grunderziehung klappen kann. Dazu ist es einerseits erforderlich, viel Zeit mit ihnen zu verbringen, mit den Kätzchen zu spielen, sie zu streicheln und währenddessen mit sanfter und beruhigender Stimme mit ihnen zu sprechen und oftmals ihren Namen zu nennen. Dabei sollte den Minis ziemlich auf „Augenhöhe“ begegnet werden, d. h. auf Knien oder in der Hocke, damit der Größenunterschied von den Kleinen zu ihren neuen Menschen nicht zu riesig ist und sie verängstigt. Wichtig ist es auch, sich den Samtpfötchen immer langsam zu nähern und sie nicht durch ein schnelles auf sie Zulaufen zu erschrecken. Außerdem ist drauf zu achten, die Fellnasen - egal, wie alt sie sind - beim direkten Blickkontakt nicht anzustarren, da es für sie bedrohlich wirkt. Ein langsames Blinzeln dagegen werten die Tiere als ein Zeichen der Zuneigung.

 

Andererseits muss aber auch für ihre Grundbedürfnisse gesorgt sein. Neben Futter- und Wassernäpfen, die an unterschiedlichen Plätzen stehen und sich auch möglichst weit entfernt von den Katzentoiletten befinden, gehören dazu auch Spielsachen, Kratz- und Klettermöglichkeiten, kuschelige Schlafplätze und Verstecke. Ein respekt- und liebevoller Umgang, sowie die notwendige Geduld und Konsequenz bei der Erziehung, sollten nicht nur bei den jungen, verspielten und sehr neugierigen Minitigern selbstverständlich sein, sondern gelten für Miezen jeden Alters. Dass die Kleinen noch häufiger Dinge austesten und gucken, wie weit sie es treiben können, dürfte klar sein. Sind die Minitiger auch noch so süß, gilt es stark zu bleiben, denn was ihnen einmal durchgelassen wird, merken sie sich für die Zukunft. Bereits genannte Regeln gelten deshalb bereits auch für die Kleinen und müssen von Anfang an beharrlich angewandt werden.

 

Bekommt man z. B. beim Spielen mit der jungen übermütigen Samtpfote deren Zähnchen und Krallen zu spüren, sollte dies immer augenblicklich mit einem strengen und lauteren „Au“ abgebrochen werden. Dabei darf es ruhig sein, dass das Katzenkind erschrickt und innehält. Auch, wenn es bei den Kleinen noch ganz lustig sein mag, ist es notwendig diese Verhaltensweise nicht zu tolerieren, da es ihnen sonst auch als erwachsene Katzen nicht möglich sein wird, sanft und gesittet zu spielen. Ein absoluter Liebesbeweis von der Mieze ist es jedoch, wenn sie während einer ausgiebigen Schmuseeinheit schnurrend leicht an der Hand ihres Menschen knabbert. Dieser sogenannte Liebesbiss sollte nur dann mit einem „Au“ in normaler Tonlage unterbrochen werden, wenn es zu heftig wird und schmerzt.

 

 

Erziehung zur Stubenreinheit

Die Stubenreinheit betreffend dürfte es normalerweise keine Probleme geben, da die jungen Kätzchen bereits bei der Erziehung durch ihre Mutter die Benutzung der Katzentoilette gelernt haben. Damit es nach dem Einzug auch weiterhin klappt, muss man den kleinen Fellnasen den Standort ihrer Toiletten daher in der Regel nur einmal zeigen, sie hineinsetzen und mit den Fingern etwas im Streu buddeln. Dabei kann es wichtig sein, die gleiche Streusorte zu verwenden, an die sie bereits gewöhnt sind. Idealerweise sollte für die Minis eine, ihrer Größe ent-sprechende - also eine noch etwas kleinere - Toilette verwendet werden. Der Rand darf dabei nur so hoch sein, dass den Kleinen ein problemloser Einstieg möglich ist.

 

Je nach Größe ihres neuen Zuhause ist es empfehlenswert, den Kätzchen besser ein Katzenklo mehr zur Verfügung zu stellen, damit der Weg nicht zu weit ist, wenn es doch einmal etwas schneller gehen muss. Die Toiletten an einem ruhi-gen Platz aufzustellen und regelmäßig zu reinigen, versteht sich von selbst. Geht durch die anfängliche Aufregung aufgrund all der neuen Eindrücke oder weil sie zu früh von der Mutter getrennt wurden mitunter doch etwas daneben, wird nicht geschimpft. Stattdessen setzt man die Kitten regelmäßig in die Toilette und lobt und streichelt sie, wenn sie anfangen zu scharren oder ihr Geschäft verrich-tet haben. Da manche Kätzchen auf den Wechsel der Streusorte mit Unsauber-keit reagieren, empfiehlt es sich, erst in einer Toilette zu testen, ob und wie die neue angenommen wird oder man mischt diese nach und nach unter die alte. Dies sollte in der Regel aber erst nach einer angemessenen Eingewöhnungszeit erfolgen.